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Bin ich berufen?

Habe ich einen Ruf? Die Frage bedeutet meistens: Hab ich einen Ruf ins Ausland? D. h. bin ich berufen, mein Land und meine Arbeit zu verlassen, um das Evangelium über die eigenen Grenzen hinaus zu den Völkern zu bringen? Es schwingen auch gleich weitere Fragen mit: Wer ruft mich? Wozu bin ich berufen? Wie sieht das Folgen aus?

Wer ruft mich?

Bei unserer Frage ist es Jesus, der mich ruft. Sein grundsätzlicher Ruf, seine Mission an uns, lautet: «Folge mir nach». Wenn ich «ja» sage, folge ich ihm nach, weg von zu Hause, weg von meiner Komfortzone, weg von meinem eigenen Programm, weg von den ausgetretenen Wegen und manchmal weg von der Kirche. Ein Jünger «bleibt» nicht.

Habe ich also einen Ruf? Die Antwort lautet klar ja.

Wozu bin ich gerufen?

Oder anders gefragt: Werde ich geschickt? Jesus hat die ersten Jünger ausgeschickt, um in Jerusalem, in Judäa, in Samarien und bis ans Ende der Erde seine Zeugen zu sein. Es gibt kein Hier oder Dort. Seine Mission ist überall derselbe. Dies ist die zweite Frage, die wir beantworten müssen. Jeder ist damit alleine vor Gott. Jeder Christ erhält in gewissem Sinne einen persönlichen Marschbefehl von seinem Hauptmann. Hier gibt es keine Untauglichen und keine Wehrdienstverweigerer.

Wer sich diese Frage nicht stellt, landet meistens in der Stagnation und versucht nur noch, den Status quo zu erhalten, aber die ganze Dynamik des Auftrags geht verloren. Die Berufung bleibt auf der Strecke.

Wie sieht das Folgen aus?

Wenn man dem Ruf «Folge mir nach» von Jesus gehorcht und bereit ist, dahin zu gehen, wohin er uns senden will, werden sich auch Ort und Art des Dienstes abzeichnen, ob dies nun sofort geschieht, auf dramatische Weise oder nach und nach, friedlich oder als Bestätigung eines Eindrucks, den man schon länger hatte. Übrigens sollte man eher von mehreren Orten und Diensten sprechen, denn im Laufe des Lebens kann dies mehr als einmal ändern.

Zu diesem Zeitpunkt geht es um Gottes Führung und die Unterscheidungsgabe des Heiligen Geistes, und zwar für uns persönlich, aber auch für die Gemeinde als Leib Christi.

Nun wird die Berufung konkret: Ruft mich Jesus, ihm ausserhalb meines Landes nachzufolgen und ausserhalb meiner Arbeit und Karriere? Einer der Wycliffe-Pioniere, der Linguist Ken Pike, hat die Frage umgedreht:

Bin ich dazu gerufen, mein Land und meine Arbeit nicht zu verlassen?

Selbst wenn Ken Pike aus der Sicht einer anderen Kultur schrieb und zu einer anderen Zeit, so ist doch der Grundgedanke immer noch aktuell: Warum ist es heutzutage so selbstverständlich, dass man nicht ausreist und sich nicht stören lässt? Denn Jesus’ Einladung wird mich stören, weil sie zwangsläufig einen Wechsel des Kapitäns in meinem Leben mit sich bringt. Und dieser Kapitän kann mich in eine ganz andere Richtung berufen, als ich möchte oder gedacht hätte. Ja, das ist radikal, ob es nun um den Dienst in einer Schule geht, wo ich unterrichte, in den Gefängnissen oder in der Bibelübersetzung im Tschad.

Das kann uns Angst machen, sehr sogar. Doch derselbe Jesus beruhigt uns: Hab keine Angst, ich bin bei dir. Ich halte den Stab fest in der Hand, wir werden nicht untergehen und du wirst sehen, welch grossen Fang wir machen werden. Die Jünger wurden manchmal hart auf die Probe gestellt, aber Gott hat sie nie allein gelassen.

  • Bin ich also gerufen? – Ja!
  • Bin ich gesandt? – Ja!
  • Wie? – Offene Frage, viele Antworten zur Auswahl. Führung und Begleitung versprochen.

Jane Maire