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Fundraising als Dienst

Beim Fundraising als Dienst laden wir andere zu einer neuen Art von Beziehung zu ihren Ressourcen ein. Wir geben ihnen eine geistliche Vision in der Hoffnung, dass sie erleben, dass sie selbst die Beschenkten sind, wenn sie uns ihr Geld anvertrauen. Wir sind überzeugt: wenn ihre Gabe nur uns als Empfänger gut tut, haben wir nicht Fundraising im geistlichen Sinn betrieben.

Fundraising aus der Sicht des Evangeliums sagt: “Ich werde dieses Geld nur dann nehmen und für diese Vision einsetzen, wenn das gut ist für deinen eigenen geistlichen Weg, für deine geistliche Gesundheit.” Mit anderen Worten: wir rufen Menschen zu einer Art Bekehrung auf: “Ihr werdet nicht ärmer durchs Geben, sondern reicher.”

Wir können zuversichtlich mit dem Apostel Paulus erklären: “Er wird euch in jeder Hinsicht so reich beschenken, dass ihr jederzeit grosszügig und uneigennützig geben könnt…” (2 Kor 9,11). Wenn diese zuversichtliche Einstellung und Einladung fehlt, haben wir die Verbindung zu unserer Vision und das Ziel unserer Mission verloren. Dann werden wir auch den Kontakt zu unseren Spendern verlieren, weil wir anfangen werden zu betteln – und sie werden uns halt einfach nur einen Scheck in die Hand drücken.

Weil wir unsere Spender nicht zur wirklichen Mitarbeit eingeladen haben, besteht auch keine richtige Verbindung zwischen uns und ihnen. Wir haben ihnen keine Möglichkeit gegeben, im Geist unserer Arbeit mitzumachen. Wir haben vielleicht erfolgreich ein Geschäft abgeschlossen, aber wir sind keine Beziehung eingegangen. Wir sehen hier: genauso wie Fundraising als Dienst Menschen mit Geld zu einem neuen Verhältnis zu ihrem Reichtum herausfordert, fordert es uns zu einem Umdenken im Blick auf unsere Bedürfnisse heraus.

Wenn wir andere um Geld bitten und merken, dass es uns auslaugt und wir zurückbleiben mit dem schalen Gefühl, dass wir uns etwas Ungeistlichem gewidmet haben, dann stimmt etwas nicht. Wir dürfen uns nicht dazu verleiten lassen, Fundraising als rein säkulare Aktivität zu betrachten. Fundraising als Dienst ist genauso geistlich wie Predigen, eine Gebetszeit, Kranke zu besuchen oder Hungrige zu sättigen. So kann Fundraising auch uns zum Umdenken verhelfen. Sind wir bereit, uns abzukehren von unserer Angst vor dem Fragen, unserer Beklemmung davor, zurückgewiesen zu werden oder uns gedemütigt zu fühlen, unserer Niedergeschlagenheit, wenn jemand sagt: “Nein, ich werde nicht bei deinem Projekt mitmachen”?

Wenn wir die Freiheit bekommen haben, ohne Angst zu fragen, Fundraising als eine Art des Dienstes zu lieben, dann wird Fundraising gut sein für unser eigenes geistliches Leben.

 

Übersetzung: Elke Meier

Quelle: Nouwen, Henri. 2004. The Spirituality of Fundraising. Ontario, Canada: Henri Nouwen Society